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5

Sep

Geburtstagswoche

¡Hola!

Die vergangende Woche standen zwei Geburtstage an. Beide in Vickys Gastfamile. Einmal hatte die ,,abulita“ (so werden die Omis hier genannt) von Vicky am Mittwoch ihren 100. Geburtstag und dann stand am Sonntag Vicky selber als Geburtstagskind da. Beides waren wirklich unvergessliche Tage.

Ich fange mal an von dem früheren, eher selteneren und echt spannenden Geburtstag zu berichten.

Der Mittwoch an sich begann wie jeder andere Tag mittlerweile. Der Unterschied an dem Tag war nur, dass ich an dem besagten Tag allein das erste mal in die Sprachschule fuhr, weil Vicky ihre ersten Probleme mit dem Magen hatte. Das ist tatsächlich nicht so ungewöhnlich, weil sich der Magen erst einmal an die Essensumstellung gewöhnen muss. Somit hab ich den Vormittag mit durch die Stadt fahren und Spanisch lernen verbracht und den Nachmittag dann alleine (bzw. ohne Vicky) im Hogar mit den turno tarde Kindern. So sieht der Alltag bei uns ab dieser Woche auch eigentlich aus. Am Abend bin ich dann mit Geschenk im Arm und meiner Gastmama Charo als Begleitung zu Vickys Haus spaziert. Dort waren schon unzählige Verwandte eingetroffen, die abwechselnd Fotos mit dem ,,Geburtstagskind“ vor einer extra aufgebauten Geburtstagswand machten. Um sich das besser vorstellen zu können, hier das Foto, das mit Vicky und mir davor entstanden ist.

Eigentlich stand man zwischen dieser Wand und dem großen Tisch (hinter uns) mit der riesigen Geburtstagstorte und zahlreichen kleinen Häppchen, vor dem wir hier stehen, aber die ,,abulita“ musste sich ausruhen vom vielen Stehen, weshalb wir uns vor dem Tisch platziert haben.

Nachdem der große Paparazzialarm beendet war, hielten die Kinder des Geburtstagskindes Reden -die wir mit unserem Spanisch leider nicht wirklich verstehen konnten-, es wurde angestoßen und die ersten Häppchen zum Essen herumgereicht. Nach und nach  gab es immer mehr Essen mit dem Highlight: Cuy (= Meerschweinchen) mit arroz (=Reis).

Ich hatte schon gehört, dass die Peruaner gerne Meerschweinchen zu besonderen Anlässen essen und es wohl total gesund und zart sein soll. Aber ich mochte und mag noch immer nicht die Vorstellung diese niedlichen kleinen und flauschigen Haustiere zu essen. Ich hab mit Vicky ein kleines Stückchen probiert, aber das hat mir gereicht. Das schlechte Gewissen gegenüber meinen ehemaligen zwei knuffligen Meerschweinchen daheim hat mich gepackt. Abgesehen davon, dass an einem Stückchen kaum Fleisch dran und die Haut wirklich hartnäckig ist, ist es tatsächlich recht zart. Aber ich muss es glaube ich echt nicht nochmal essen. Alle anderes Gäste ließen es sich schmecken, weil es dieses besondere Fleisch aufgrund des vergleichsweise hohen Preises nur zu besonderen Anlässen gibt.

An der Unterhaltung wurde auch nicht gespart. Es kamen im laufe des Abends zwei Livebands ins Wohnzimmer einmarschiert. Die eine spielte nahezu die ganze Feier über typische peruanische Salsa Musik und die andere war eine Mariatchi Band (mexikanisch) in vollem Kostüm. Alle Anwesenden sangen deren Lieder begeistert mit und filmten fleißig. Nach und nach füllte sich auch die Tanzfläche und auch wir wurden irgendwann regelrecht zum Tanzen in die Mitte gezogen. Natürlich haben wir unser Bestes gegeben, aber an die Tanzskills der Eingeborenen kommen wir Deutsche nicht ran. Es war bestimmt echt witzig uns beiden beim Tanzen zuzuschauen, weil wir null Plan hatten wie man sich zu dieser uns fremden Musik bewegen sollte. Aber wir hatten dennoch wirklich Spaß und lernten bereits einige Tanzschritte! Selbst das 100. jährige Geburtstagskind tanzte tapfer ab und zu mit ihren Familienmitgliedern und Gästen. Noch nie habe ich eine so fitte 100. Jährige gesehen- geschweige denn überhaupt eine! Ich meine, wer wird heutzutage schon 100 Jahre alt? Das ist echt etwas ganz besonderes!

Die Feier ging wohl noch bis 6 Uhr in der Früh, aber Vicky und ich verabschiedeten uns schon um halb 3, weil wir total k.o waren. Erstaunlich, dass wird bei der Lautstärke einschlafen konnten, denn selbst in Vickys Zimmer hat es sich noch angehört als würde die Band direkt neben einem stehen?

Ein Glück war am nächsten Tag aufgrund eines Feiertages in ganz Lima frei, sonst hätte ich den echt nicht überlebt.

Es war eindeutig ein einmaliges Erlebnis in vielerlei Hinsicht! Man ist nicht alle Tage an einem so besonderen Geburtstag dabei, in einem fremden Land, mit anderen Geburtstagstraditionen. Wahrscheinlich war es meine erste und einzige 100. Jahr Geburtstagsfeier. Abgesehen vielleicht von meiner eigenen??

Vickys Geburtstag am Sonntag ist im Vergleich vielleicht ruhiger und weniger spektakulär abgelaufen, aber auf keinen Fall unbedeutender. Man wird schließlich auch nur einmal im Leben 19 Jahre alt!

Am Samstag davor habe ich um 17 Uhr im Bus bereits für Vicky ein deutsches Geburtstagsständchen geträllert, da in Deutschland ja bereits 24:00 war. ?Aufgrund der Zeitverschiebung hatte sie also 31h lang Geburtstag- was ein Luxus? Am Sonntag beim Geburtstagsmittsgessen mit ihrer ganzen Familie und ein paar aus meiner Gastfamilie wurde dann auch auf Spanisch ,,felix cumpleaños“ gesungen. Es gab natürlich auch eine leckere Geburtstagstorte, in die Vicky ihr Gesicht traditionell hineingedrückt bekam, bevor sie verzehrt wurde.? Zur Feier des Tages wurde deutsches Bier angeboten, das herumgereicht wurde und es schien allen gut zu schmecken. Sogar Essener Stauderbier wurde geöffnet, das bei uns beiden echt Heimatgefühle weckte.?

Abends waren wir zwei dann noch als Krönung mit zwei Familienmitgliedern von Vicky in dem Kinofilm ,,Mi ex es un espío“ (Mein Ex ist ein Spion). Obwohl wir nur die Hälfte verstehen konnten, war es wirklich sehr amüsant. Von dem riesigen Einlaufszentrum (Mall del Sur), in dem sich das Kino befand, waren wir besonders geflasht. Mit 5 Etagen, Springbrunnen, Liveband, Kino, Außenbereich, unzähligen Läden und Massen an Menschen, hätte man es sofort nach Deutschland verfrachten können. Das war irgendwie irre.

Zwei Geburtstage. Jeder für sich einmalig und wunderschön. Ich bin wirklich super froh und dankbar, dass ich diese Tage mit so vielen lieben Menschen verbringen und feiern durfte.

Die jetzige Woche ist eine ganz ,,normale“ Arbeitswoche für Vicky und mich. Ohne Feiertag zwischendurch. Mal schauen, wie wir uns so schlagen werden mit um 6:00 aufstehen und erst um 18:00 Feierabend.

Ihr werdet von mir hören.

Saludos Doro

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