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Mrz

Mein erstes halbes Jahr in Panama

Hallo zusammen, mein Name ist Felix Floren, ich bin 19 Jahre alt und absolviere aktuell meinen einjährigen Freiweilligendienst Hallo in Panama. Um Sie an meinem Aufenthalt möglichst erlebbar teilhaben zu lassen, möchte ich auf der Homepage des Bistum Essens die Möglichkeit nutzen von meinen Erlebnissen und Eindrücken berichten zu können, die ich vor Ort in einer Vielzahl sammle.

Seit mehr als sechs Monaten bin ich nun schon als Freiwilliger in der Escuela Vocacional de Chapala, in Panama, aktiv. Um mein Leben und die vielen Erlebnisse vor Ort besser veranschaulichen zu können, möchte ich zunächst über die Einrichtung und meine Unterkunft berichten: Das wirklich riesige Schulgelände hat mich in seiner Größe trotz der Erzählungen im Vorfeld überrascht. Obwohl ich auf sechs Fußballplätze, eine Turnhalle, die Kirche, Schule, mehrere Werkstätten sowie die Unterkünfte vorbereitet war, wurde ich im ersten Moment doch von der gigantischen Fläche der Einrichtung förmlich erschlagen. Alleine schon wegen der vielen Möglichkeiten zum Fußballspielen fühle ich mich manchmal wie auf dem großen Fußballcampus des FC Barcelona, der den Namen „La Masia” trägt.

Die Schule liegt auf einem großen Hügel, sodass man eine prima Aussicht auf das Umland hat und hin und wieder eine leichte Brise Wind verspüren kann.  Dadurch gestaltet sich das warme Klima etwas erträglicher. Neben dem Comedor-Gebäude, wo die drei Tagesmahlzeiten ausgegeben werden, gibt es noch die Comunidad, in welcher die Frailes, mein Mitfreiwilliger Emil und ich wohnen, sowie die zwei Secciones-Gebäude, in welchen die ungefähr 150 Jugendlichen in sechs Altersgruppen, oder –um in der Landessprache zu bleiben – in sechs Secciones aufgeteilt sind. Als eigenen Schlafplatz habe ich mein Zimmer mit Schreibtisch, Bett, Kleiderschrank und einem Badezimmer, welches ich mir mit Emil teile. Über meinen Einstieg kann ich sagen, dass es mir sowohl die Frailes als auch die Jugendlichen wirklich leicht gemacht haben, mich hier auf Anhieb einzugewöhnen und wohl zu fühlen. Nichtsdestotrotz muss ich auch ehrlich zugeben, dass die ersten Tage nicht immer ganz einfach waren, da man so frisch nach dem Abitur etwas Vergleichbares im Leben zuvor eben doch noch nie erlebt und gemacht hatte. Darüber hinaus hatte ich nach drei Jahren Spanischunterricht sprachtechnisch leider noch einiges aufzuholen. Was mir aber von Anfang an Struktur in den Alltag gab, waren die klar organisierten Zeiten und Termine. Jeder Tag in der Escuela beginnt mit dem Frühstück von 7:30-8:15 Uhr. Danach geht es von 8:15-12:00 Uhr und von 13:00-16:30 entweder in die Talleres oder in die Schule. Neben dem Nachmittagssnack, welcher von den Jungs selbst in der Bäckerei zubereitet wird, werden zwei weitere richtige Mahlzeiten um 12:00 Uhr und 18:30 Uhr serviert. Nach den Talleres heißt es endlich Freizeit für die Jugendlichen und es geht von 17:00-18:00 Uhr auf die Fußballplätze. Eine Ausnahme ist,  wenn einige Schüler zum Beispiel mit der Banda für einen besonderen Auftritt proben müssen. Abends lassen die Jungs den Tag dann noch auf ihren Secciones mit lauter Musik, Tischtennis, Billard und Kickern ausklingen, bis dann spätestens um 21 Uhr endgültig Bettruhe ist und in Chapala die letzten Lichter ausgehen. Mein persönlicher Alltag hat sich bis Dezember kaum davon unterschieden, da ich in den ersten sieben Wochen in der Bäckerei tätig war und danach in der Schreinerei arbeitete. Es gibt noch viele weitere Werkstätten wie zum Beispiel die Schweißerei oder die Autowerkstatt, in welchen die jeweiligen Instructores den Jugendlichen unfassbar viel Wissen vermitteln, welches sie gleichzeitig, und da bin ich mir ganz sicher, in ihrem späteren Leben noch oft gebrauchen und anwenden werden können. Genau aus diesem Grund ist es auch für mich eine riesige Ehre, dass ich gemeinsam mit den Jungs diese für mich noch völlig unbekannten Arbeitsbereiche erforschen durfte. Nachmittags freu ich mich dann immer riesig, mit einer der sechs Altersgruppen für eine Stunde Fußball zu spielen. Am späten Abend besuche ich die Jugendlichen oft noch einmal für ein paar Runden Ping Pong oder andere kleinere Aktivitäten. An den Wochenenden besteht dann die Möglichkeit, einkaufen zu gehen oder für Kurztrips das Gelände zu verlassen, um zum Beispiel nach Panama City zu fahren. Manchmal kommen aber auch die Frailes auf uns zu und schlagen vor, an den Strand oder in eine kleine Ferienanlage zu fahren, um dort das schöne Wetter zu genießen.

Das große Highlight für mich waren bislang die beiden Hallenfußballturniere am 12. und 13. September. Am Donnerstagnachmittag fand zunächst das kleine Turnier unter den Frailes, Instructores, Profesores und allen sonstigen Angestellten der Escuela in bunt durchmischten Teams statt. Besonders hat mich gefreut, dass auch ich von einem Team gefragt wurde, ob ich mitspielen wolle.  Da konnte ich als großer Fußballfan natürlich nicht ablehnen. Für die Jungs ist dieses Turnier immer ein großer Spaß, da sie sich auf den Tribünen der Turnhalle versammeln und ein äußerst kritisches Publikum geben. Wenn einer der Erwachsenen etwa mal den Ball nicht richtig getroffen hatte, kam sofort die entsprechende Reaktion von den Rängen. Dies geschieht natürlich trotzdem alles noch in einem fairen und spaßigen Rahmen. Alles in allem dient das Turnier ohnehin auch nur als Einstimmung auf den nächsten Tag, wenn die Jungs spielen. Nachdem ich also Donnerstag noch selbst auf dem Platz gestanden und mit meiner Mannschaft um Tore und Punkte gekämpft hatte, konnte ich mir am Freitag in Ruhe die Spiele der Schüler anschauen. Meine Erwartungen wurden definitiv nicht enttäuscht, denn sobald man die Halle betrat, war zu spüren, dass eine echte Anspannung in der Luft lag. Jede Seccion hatte ein Team aus ihren besten Spielern gestellt. Die anderen Jugendlichen unterstützten ihre Mannschaft nach dem Motto ,,Mit Zusammenhalt zum Erfolg!´´ lautstark. Auf dem Feld ging es in allen Partien wirklich heiß her und die Schiedsrichter hatten eine ganze Menge zu tun. Für die meisten Jungen bedeutet Fußball einfach mehr als nur Sport, was man auch an ihrer Hingabe und ihrem Einsatz in den Spielen unschwer erkennen konnte. Insgesamt ging es aber doch sehr fair zu und alle Spieler zeigten, dass sie richtig gut kicken können. Für mich war es einfach toll zu sehen, welche Leidenschaft und Emotionen der Fußball in den Jungs auslösen kann. Nachdem den Gewinnern der Pokal überreicht worden war, kühlte die Stimmung auch wieder ab und alle konnten zufrieden in das anstehende Wochenende starten.

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