Langsam bekommt hier alles eine gewisse Routine
Mittlerweile bin ich jetzt schon mehr als einen Monat hier und das merke ich auch.
Langsam bekommt hier alles eine gewisse Routine.
Am Abend eines Tages bin ich nicht mehr so fertig und auch das Spanisch zu verstehen, fällt mir immer leichter, auch wenn mir das Sprechen weiterhin recht schwer fällt. Letzten Samstag war ich sogar mit meiner Gastschwester, Solange, dem peruanischen Freiwilligen vom Hogar (meinem Arbeitsplatz) und Lena, meiner Mitfreiwilligen aus Deutschland, in einem peruanischen Kinofilm mit simpler Handlung und ich konnte dem Geschehen besser folgen als gedacht! Die Witze habe ich zwar meistens nicht verstanden, aber ich war schon froh, überhaupt die Handlung verstehen zu können. Vor einem Monat hätte ich selbst das nicht geschafft, da bin ich mir sicher.
Das mein Spanisch langsam etwas besser wird, merke ich auch im Alltag im Hogar. Ich verstehe die Kinder immer besser und selbst, wenn ich nicht immer so antworten kann, wie ich in Deutschland antworten würde, kann ich wenigstens etwas erwidern, was zur Frage der Kinder passt.
Langsam fangen Lena und ich auch an eigene kleine Sachen mit den Kindern zu machen; z. B. haben wir letzten Freitag mit ihnen Würfel gebastelt, die die Kinder mit Tierzeichnungen verziert haben, um damit „Mein rechter, rechter Platz ist frei“ spielen zu können. Davor die Woche haben wir Ihnen „Aramsamsam“ (ein Sing-Spiel) beigebracht und die Kinder, selbst die 11- und 12-jährigen lieben es so sehr, dass wir es jetzt fast jeden Abend zum Abschied spielen „müssen“.
Es ist wirklich auffällig, dass auch die ältern Kinder hier noch wirklich spielen, in Form von Kaufmannsladen-Rollenspielen, Gesellschaftsspielen und ähnlichem, und nicht wie in Deutschland nur noch vor ihren Handys oder dem Fernseher sitzen. Natürlich sind auch die Kinder hier bestens informiert über die aktuellen Filme und Handyspiele; auch hier sind Pokemon-Go (Handyspiel) und Frozen (Disney Film) bei allen Kindern sehr hoch im Kurs.
Es macht mir Freude zu sehen, an welchen Kleinigkeiten sich die Kinder hier erfreuen können und ich lerne so das Leben noch einmal ganz anders wertzuschätzen.
Da finde ich mich auch mit der Tatsache, dass es in meinen Zimmerecken wegen der hohen Luftfeuchtigkeit schimmelt, und dass meine Kekse von Mäusen angeknabbert worden sind, gleich viel besser ab.
Das Leben hier in Peru ist eben ganz anders als in Deutschland.
Auch der Glaube wird hier ganz anders gelebt. Die Messabläufe sind (soweit ich das bisjetzt beurteilen kann) denen in Deuschland sehr ähnlich. Hier gibt es immer zwei Lesungen und vor der Messe immer das Angebot noch den Rosenkranz zu beten, aber ansonsten ist vieles gleich, nur eben auf Spanisch.
Was aber ganz anders ist, ist die Anzahl und Vielfalt der Prozessionen bzw. Märsche zu Ehren von Heiligen. Fast jedes Wochenende habe ich bisjetzt mindestes eine Prozession gesehen. Einmal war ich sogar Teil von einem Marsch unserer Schule. Dieser Marsch war zu Ehren der Heiligen Familie. Mit bestimmt 200 oder 300 Schülern sind etwa zehn Lehrer, Lena und ich drei Stunden lang von unserem Viertel aus zu einem anderen Viertel gelaufen, da dort eine Open-Air-Messe mit Bischof stattgefunden hat. Die Schüler hatten alle ihre Schuluniform an, da diese ein weißes Oberteil hat, und auch alle anderen hatten weiße Oberteile an.
Am verganenen Wochenende habe ich eine ganz andere Art von Prozession erlebt. Dieses Mal zu Ehren der Jungfrau Maria. Am Anfang der Prozession war ein Schrein, in dem sich eine Marienfigur befunden hat, der über und über mit Blumen verschiedenster Farben dekoriert war und von vier Männern getragen worden ist. Danach folgte dann eine Tanzgruppe, die farbenfroh kostümiert war, mit Marschkapelle und zum Schluss eine zweite Tanzgruppe mit Marschkapelle. Auch diese war wirklich farbenfroh kostümiert. Es sah toll aus. Mich hat es eher an die Tanzgruppen und Kapellen bei einem Karnevalsumzug erinnert, als an eine Prozession bei uns. Die Musik und das Tanzen hat einem wirklich gute Laune gemacht.