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24

Sep

Der erste Monat in Nicaragua

Der erste Monat in Nicaragua ist vergangen, und es ist kaum zu fassen wie viel ich bereits erlebt habe.

Zunächst zur Anreise. Am 16. August sind Christopher und ich nach Nicaragua und Panama ausgereist. Nach einem langen Flug bin ich 26 Stunden später herzlich von einer Gruppe von Patern des Amigonianer- Ordens empfangen worden. Anfängliche Ängste sind schnell verschwunden. Die Offenheit und Ehrlichkeit die mir entgegen gebracht wurde war und ist noch immer unglaublich.

Nun zu meiner Arbeit im Hogar Zacarías Guerra. Das Hogar bietet Kindern und Jugendlichen ein Zuhause. Es steht unter der Trägerschaft des Amigonianer- Ordens. Morgens lerne ich mit einem Jugendlichen namens Steven für die Schule, da es für ihn nicht möglich ist, in einer Klasse zu sitzen und mit anderen zu lernen. Er ist sehr verhaltensauffällig und kann sich nur schwer auf Aufgaben konzentrieren. Nachmittags bin ich dann bei einer von sechs Gruppen mit 23 Kindern zwischen 5 und 12 Jahren. Hier rede ich mit ihnen, betreue sie beim Lernen und beim Erledigen der Hausaufgaben und nehme an ihrem Alltag teil. In der kommenden Woche werde ich anfangen, Englischkurse zu geben. Die Arbeit ist sehr erfüllend, da ich die Gelegenheit habe, Realitäten kennenzulernen, die in Deutschland in diesem Maße nicht existieren. Noch immer ist es für mich nur schwer begreiflich, wie Kinder in so extremer Armut aufwachsen können, kein Geld für Schuhe oder Kleidung, Essen oder Betten haben. Desto mehr merke ich, dass mir die Arbeit sehr viel bietet. Es ist bereichernd, von den Schülern zu lernen, ihr Leben zu verstehen und nachzuvollziehen, wie sie aufgewachsen sind. Mit ihnen zu sprechen, zu arbeiten, zu spielen und zu lernen empfinde ich als eine unglaublich schöne, wenngleich anstrengende Aufgabe. Das Hogar bietet hier den Kindern einen Ort der Sicherheit und der Geborgenheit, außerhalb der Straßen Managuas und es fühlt sich gut an, ein Teil davon zu sein.                                                                                                                                                                                     Außerdem besuche ich die Familien der Kinder zuhause und spreche mit ihnen über ihre Lebenssituation. Diese Besuche sind für mich sehr bewegend. Die Kinder schlafen oft auf dem nicht betonierten Boden, genügend Betten gibt es meist nicht. In einer kleinen Blechhütte schlafen häufig über 20 Personen, die hygienischen Bedingungen sind katastrophal. Viele der Schüler des Hogars haben bereits sexuellen Missbrauch und Gewalt erleben müssen. Andere mussten auf Müllkippen Essen und Kleidung suchen. Da es keine Familienstruktur gibt, sind die Kinder den ganzen Tag auf der Straße, weshalb viele schon mit Drogen in Kontakt gekommen sind. Die Arbeit mit den Schülern wird dadurch nicht einfacher, da einige verhaltensauffällig sind und mit Normen, Regeln und Autoritäten nicht umgehen können, da es diese in ihrem gewohnten Umfeld nicht gibt.                                                                                         Anfangs musste ich mich natürlich noch orientieren und einleben. Das Gelände ist riesig, und die verschiedenen Gebäude für mich zunächst fast unmöglich auseinanderzuhalten. Aber nun hat sich langsam bereits ein gewisser Alltag etabliert, jeden Tag lebt man sich ein bisschen mehr ein.

Nicaragua als Land ist sehr vielfältig. Traumhafte Strände, überfüllte Städte, einsame Wälder, aktive Vulkane und vieles mehr bietet das Land.  Die Menschen sind offen und gehen aufeinander zu, sind hilfsbereit und freundlich. Diese Mentalität habe ich als sehr positiv erlebt. Auch wenn hier Realitäten aufeinander prallen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, scheinen die Menschen oft glücklicher zu sein als in Deutschland. Es wird mehr gelacht, getanzt und gesprochen. Ich freue mich auf weitere 11 Monate in diesem wunderbaren Ort!

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