Blog

12

Dez

El tiempo corre

Wo war ich stehen geblieben?

Beim meinem letzten Eintrag war ich gerade dabei, mich mit den Albaniles vertraut zu machen und habe angefangen ihr Handwerk zu erlernen. Zusammen arbeiteten wir an der Farm der Schule und haben begonnen die sogenannte „Finca“ zu erbauen. Mehr als einen Monat habe ich mit den Jungs gearbeitet und es war genau das Richtige für mich. Bei der Arbeit konnte ich die Jungs sehr gut kennenlernen, da man häufig in kleineren Gruppen arbeitete. Das was ich tat, fühlte sich in diesem Moment sehr richtig, wie so vieles hier. In der Zwischenzeit habe ich sehr viel erlebt und wollte die Gelegenheit nutzen meine Erfahrungen zu teilen.

Mit Roberto und Juan habe ich die ersten Mauern an der "Finca" gebaut

Mit Roberto und Juan habe ich die ersten Mauern an der „Finca“ gebaut

Ein Monat als Großereignis-Der „Més de la Patria“

Der Monat November ist für das Land Panama wahrscheinlich der Wichtigste des Jahres. Es liegen drei essentielle Nationalfeiertage über den Monat verstreut und da die Panameños einen sehr großen Wert auf ihre Kultur und die Einhaltung von traditionellen Festen legen, war es wirklich kein ganz normaler Monat.

Alles fing damit an, dass ich gegen Ende Oktober bemerkte, dass irgendetwas anders ist. Überall wurden kleine Fähnchen aufgehangen oder bemerkte ich immer wie Blau-Weiß-Rote Dreiecke an der Wand. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich bei weitem nicht, wie viel ich in den kommenden 30 Tagen über dieses Land lernen sollte.

3.11.16 : Umzug in Arraijan

3.11.16 : Umzug in Arraijan

In meinem letzten Blog-Eintag vergaß ich zu erwähnen, dass ich zweimal wöchentlich in der „Banda“ der Schule mitspiele. Die Banda ist eine Art Musikorchester, bestehend aus unterschiedlich großen Trommeln und trompetenartigen Blasinstrumenten, die „Clarines“ genannt werden. Ich muss vorab sagen, dass ich mit eher bescheidenen musikalischen Fähigkeiten gesegnet bin, aber dies sollte in der Banda angeblich kein Problem darstellen. Seit Mitte August musizierte ich mit den Jungs drei Stunden die Woche, als Vorbereitung für die Umzüge im „Més de la Patria“ (Patriotismusmonat). Dabei spielte ich eine von sieben „Bombos“, das sind große Basstrommeln die man mit Schlägen auf die seitlichen Flächen spielt. Der „Maestro“ der Banda war ein Musiklehrer, der zusammen mit seinem Assistenten zweimal die Woche nach Chapala kam, dabei war er aber immer sehr streng und legte enorm viel Wert auf Disziplin. Sobald sich einige verspielt und es ihm zu viel wurde musste man Liegestützen zur Strafe machen. Wenn man mal ganz schlecht gespielt hatte konnte es schon mal passieren, dass man nach einer Einheit mehr als fünfzig Liegestütze gemacht hatte. Diese Methode bekam auch ich zu spüren, aber dadurch hatte ich auch das Gefühl, weniger Fehler zu machen.

Insgesamt lohnte sich die intensive Vorbereitung auf die Märsche doch, weil ich durch diese Umzüge ein sehr authentisches Bild von diesem Teil der Kultur mitbekommen habe. Es war sehr schön zu sehen, wie sehr die Leute sich über unsere Auftritte gefreut haben und uns zugejubelt haben. Diese Umzüge waren aufgrund dieser besonderen Atmosphären an diesen Tagen eine einmalige Erfahrung!

Drei Tage Abschalten-Ausflug mit der Comunidad nach Sea Cliff

Am 3.November war der zweite Umzug der Banda anlässlich der Unabhängigkeit von Panama zu Kolumbien und so gab es für alle Schüler ein verlängertes Wochenende und auch ich durfte mit den Padres ein wenig entspannen. Am späten Nachmittag brachen wir in zwei Autos in das anderthalb Stunden entfernte Sea Cliff auf. Ich finde es immer sehr interessant, wenn ich die Möglichkeit habe Chapala zu verlassen und Panama ein wenig zu erkunden, da ich jedes Mal aufs Neue von dieser einzigartigen Landschaft beeindruckt bin. Dort haben die Padres ein Haus am Strand, welches für sie zugänglich ist. Gemeinsam haben wir gekocht, auf der Wiese unter Palmen ausgespannt und in den Wellen gebadet. Abends wurde dann gemütlich zusammen gesessen, geredet, gegessen und das ein oder andere Bier getrunken. Ich bin sehr glücklich mit diesen Menschen zusammen leben zu dürfen, da ein sehr herzlicher Umgang miteinander herrscht. Zudem wurde ich immer voll integriert und wie ein gleichwertiges Mitglied der Comunidad behandelt. Dafür bin ich unfassbar dankbar!

Der Sandstrand von Sea Cliff

Der Sandstrand von Sea Cliff

Für mich war die Zeit auch wichtig, da ich immer voll in den Alltag eingebunden bin und zudem häufiger am Wochenende etwas mit den Jungs unternehme, die in der Schule bleiben müssen. Es macht mir sehr viel Spaß und Freude so zu arbeiten und zu leben, jedoch bin ich am Ende des Tages ziemlich erschöpft. Diese Tage waren enorm gut, vieles nachträglich zu bewerten und auch einige Dinge festzustellen, die ich besser machen kann.

Einladung nach Colón – zwei Nächte in einer panamaischen Familie

Immer wieder werde ich von den Leuten hier überrascht. An einem Vormittag war ich in der Tischlerei, da der „Instructor“ der Autowerkstatt, wo ich im Moment normalerweise bin, krank war. Dort habe ich die Zeit mit den Jungs verbracht und einer fragte mich ganz spontan, ob ich ihn nicht besuchen möchte und zwei Tage mit ihm verbringen möchte. Ich war schon sehr überrascht, aber andererseit auch unfassbar glücklich, diese Möglichkeit angeboten zu bekommen. Da vor dem Wochenende der Donnerstag und Freitag frei waren hat die Konstellation optimal gepasst. Ich habe nicht lange überlegt und Francisco, dem Schüler, sofort zugesagt.

Mittwochnachmittag brachen wir dann auf nach Colón, seinem Wohnort, auf. Colón ist die zweitgrößte Stadt Panamas mit einem sehr großen Hafen und einem wichtigen Checkpoint für den Panama-Kanal. Mit dem Bus braucht man von Panama City nach Colón 90 Minuten und zahlt circa 3 Dollar.

Bei Francisco angekommen wurde ich sehr herzlich von seiner Mama willkommen geheißen. Generell war der Umgang mir gegenüber sehr warm und herzlich. Am nächsten Tag war der „Día de la Madre“ (Muttertag), welcher eine hohe Bedeutung in Panama genießt. Dieser Tag ist ein offizieller Feiertag und so konnte Franciscos Mama den Tag mit uns zusammen verbringen.

Mit Francisco am Kanal

Mit Francisco am Kanal

Gemeinsam besichtigten wir einen neuen Aussichtspunkt des Kanals, gingen in die Kirche und fuhren extra mit dem Auto zurück nach Panama City, um die Weihnachtslichter zu sehen (es ist so ähnlich wie die Beleuchtung bei den Lichterwochen in Essen – für die, die es kennen). Am Freitag verbrachten Francisco und ich dann noch ein wenig Zeit im Stadtzentrum von Colón, welches auf mich im Vergleich zu den „Barrios“ von Colón, wo Francisco lebt, sehr arm wirkte.

Dann fuhren wir zurück nach Chapala, aber ich hatte viele neue Erfahrungen und Eindrücke im Gepäck…und die Gewissheit einen guten Freund dazugewonnen zu haben.

Was habe ich sonst noch gemacht und was steht noch an?

In den letzten Wochen bin ich weiter durch die Werkstätten gegangen und habe zu vielen Jungs einen sehr guten Draht entwickeln können. Ich habe in der Schweißerei schweißen gelernt und mit anderen Jungs in der Autowerkstatt an Motoren geschraubt. Darüber hinaus habe ich versucht noch mehr für die Jungs da zu sein und habe in den vergangenen zwei Monaten eigentlich jedes Wochenende zum Teil mit den Jungs verbracht, die die Schule nicht verlassen durften. Dabei konnte ich viele noch näher kennenlernen und es macht mich jedes Mal fröhlich, wenn ein Schüler fragt, wann ich denn das nächste Mal in seine Sektion komme. Jedoch muss ich gestehen, dass ich meinen Alltag als sehr intensiv empfinde, zumal ich auch am Wochenende teilweise in den Sektionen bin. Ich merke gerade, dass ich eine Pause benötige und ein wenig Zeit zum abschalten und reflektieren der vergangenen Monate mir enorm gut tun würde.

Ein schnelles Selfie mit den Jungs

Ein schnelles Selfie mit den Jungs

Daher trifft es sich ganz gut, dass ich ab dem 20.Dezember meine Ferien antrete. Zusammen mit Vinzenz und einem gemeinsamen Freund von uns werden wir mit dem Bus durch Teile von Zentralamerika reisen. Danach steht das Zwischenseminar in Lima/Peru statt. Jedoch werden alle Freiwilligen vom Bistum, die nach Lateinamerika entsendet wurden, gemeinsam vorher ein paar Tage durch Peru reisen. Das Highlight unserer Reise ist das Erklimmen des Machu Picchu (ehemalige Inkastadt und heute Weltkulturerbe). Ich freue mich ganz besonders darauf meine Mitfreiwilligen wiederzusehen und Erfahrungen austauschen zu können.

Anfang Februar werde ich wieder nach Chapala zurückkehren und habe mir jetzt schon einiges vorgenommen. Unter anderem möchte ich eine Englisch AG für interessierte Schüler eröffnen und meinen Arbeitsschwerpunkt auf die Schule verschieben und als Nachhilfelehrer fungieren. Ich weiß noch nicht ganz genau wie das aussehen soll, aber wir werden sehen was sich genau daraus ergibt…

Ein größeres Projekt habe ich schon etwas länger geplant und hoffe es nach meinen Ferien mit den Jungs zusammen schnell umsetztenzukönnen: Mich beschäftigt die Wasserproblematik, die in Chapala herrscht schon seit meiner ersten Woche. Daran macht mich besonders traurig, dass ich immer öfters Schüler sehe, die sich im Regen duschen, obwohl es den ganzen Tag geregnet hat und somit eigentlich Wasser in den Sektionen zur Verfügung stehen müsste. Mit Padre Ramón habe ich zusammen überlegt, wie man das Problem etwas verkleinern könnte. Schlussendlich haben wir ein Ablaufkette entwickelt, in der Regenwasser aufgefangen, gefiltert und gereinigt wird und danach in die Sektionen gelangt. Dafür benötigen wir noch die Bewilligung einiger Spendengelder und die praktische Umsetzung dessen, aber ich bin überaus optimistisch, dass in Zukunft im Normalfall niemand mehr im Regen duschen muss!

Danke, dass Sie sich Zeit für meinen Text genommen haben!

¡Saludos de Panamá! & ¡Feliz Navidad!

Christopher ?

    Comment (1)

  1. War wieder sehr interessant von dir zu lesen, Christopher! Wahnsinn, was du alles schon erlebt hast und wie gut du dich überall einbringen kannst! Jetzt wünsche ich dir noch eine glückliche Reise und Frohe Weihmachten! Bis zum nächsten Mal! Anke

    Antworten

Post a Comment